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Ich möchte mal kurz drei wirklich witzige Bücher vorstellen, die ich gestern und heute gelesen habe bzw. noch lese - ich würde Euch ja auch die Coverbilder mitliefern, aber Photobucket streikt leider gerade bei mir.
Das erste ist Die souveräne Leserin von Alan Bennett. Hier geht es darum, dass die Queen zufällig über den Bücherbus "stolpert", der jeden Mittwoch im Hof des Buckingham Palace steht. Mit sehr trockenem britischem Humor wird warmherzig geschildert, wie die olle Lisbeth das Lesen für sich entdeckt und welche Probleme ihr Hofstaat und die Untertanen damit haben. Sind nur 115 Seiten (ich hab das Buch verschlungen, kurz bevor ich es eingepackt und verschenkt habe *g*), aber wirklich lesenswert, teilweise habe ich laut gelacht. Kleiner Auszug:
Als sie wieder im Palast angelangt waren, sprach sie mit Grant, dem heute eingeteilten, jungen Lakaien, der sagte, während Ma’am im Oberhaus gesprochen habe, seien die Suchhunde zur Kutsche geführt worden, und die Sicherheitsbeamten hätten das Buch beschlagnahmt. Er glaubte, es sei wohl gesprengt worden. „Gesprengt worden?“, fragte die Queen. „Aber das war Anita Brookner.“ Der bemerkenswert undevote junge Mann antwortete, die Sicherheitskräfte hätten es wahrscheinlich für eine Bombe gehalten. Die Queen sagte: „Ja. Genau das ist es auch. Ein Buch ist ein Sprengsatz, um die Phantasie freizusetzen.“ Der Lakai entgegnete: „Sehr wohl, Ma’am.“
Das zweite ist Mein Leben als Suchmaschine von Horst Evers. Das ist ein kleiner, dicklicher, glatzköpfiger Kabarettist aus Niedersachsen, der jetzt in Berlin lebt und mit sehr lakonischem und köstlich absurdem Humor das Leben bestaunt. Es ist einfach schön zu lesen, wie herrlich abseitig und kreativ dieser Mann das alltägliche Leben betrachtet und was er daraus macht. Ob nun die Weltklimakatastrophe unangekündigt bei ihm wohnen will, seine Tochter ihn in der Einkaufszone in prekäre Situationen bringt, weil sie im Kindergarten das Wort "ficken" gelernt hat oder er morgens aufwacht und überzeugt ist, ein alternder Playboy habe ihm seinen Körper gestohlen, weil er sich den eigenen beim "Eintreggeln des Luvsegels" gezerrt habe - der Humor ist wunderbar und ganz anders als diese übliche Schenkelklopfkomik der angesagten Comedians. Wenn Ihr den Mann mal im Fernsehen erspäht - ansehen! Zwei Auszüge:
Das Telefon klingelt. Ich gehe ran.
- Ja.
- Ja, guten Tag, spreche ich mit Herrn Evers?
- Ähm, sag ich nicht.
- Ach. Warum nicht?
- Na, weil ich noch gar nicht weiß, ob Herr Evers überhaupt mit Ihnen sprechen will.
Falls nicht, ist es mir, glaub ich, lieber, wenn ich jemand anderes bin.
- Verstehe, ich rufe an im Auftrag der Gemeinschaft der globalen Erneuerungskirche.
Herr Evers, dürfte ich Sie fragen, bei welchem Religionsanbieter Sie sind.
- Äh, evangelische Kirche.
- Ah, schön. Herr Evers, haben Sie schon mal daran gedacht, Ihren
Religionsanbieter zu wechseln?
- Äh, ah, jetzt weiß ich, ich bin nicht Herr Evers.
- Was?
- Ach, war nur’n Versuch.
- Herr Evers, wir denken, Ihre alte Kirche kassiert zu viel Glauben von Ihnen.
- Ach. Na, so viel ist das eigentlich gar nicht, was ich da glauben muß.
An sich geht das, also das ist schon machbar. Was die so verlangen, das ist
eigentlich schnell weggeglaubt. Nee, geht, geht echt.
- Herr Evers, Ihre Kirche verlangt von Ihnen erhebliche Gebühren und bietet
Ihnen nur den Zugang zu einem Netz.
- Ach.
- Bei uns haben Sie schon in der Economy-all-Religion-Flat Zugang zu 6397
verschiedenen Göttern, darunter alle großen Weltreligionen. Alle Netze ein
Tarif, verstehen Sie? Inklusive kostenloser Direkt-Hotline bei plötzlichen
Glaubensstörungen und voller Geld-zurück-Garantie, falls Sie denselben
Glauben irgendwo anders günstiger bekommen sollten.
Ich lege auf. Ich finde, man sollte nur an einen Gott nicht so wirklich glauben. Wer an ganz viele Götter nicht so wirklich glaubt, dem mangelt es meiner Meinung nach an religiöser Orientierung.
Wenn man in Baden jemandem sagt: „Die Alemannen hier hören es gar nicht gern, wenn man sie Schwaben nennt“, dann erfährt man ziemlich schnell, wie groß die Probleme der einzelnen Gruppen dort untereinander sind. Ein bißchen ist Baden-Württemberg sowas wie das Jugoslawien Deutschlands.
Und das dritte ist Ist der Herd wirklich aus? von Mark Spörrle, Mitautor von Senk ju for träweling (oder wie auch immer dieses Bahnreisebuch sich schreibt *g*). Der Autor erzählt "irrwitzige Geschichten aus dem wahren Leben", so der Untertitel. Wirklich nett und witzig geschriebene Beobachtungen zu Alltagsphänomenen wie dem, dass man es grundsätzlich nicht schafft, den Paketboten persönlich zu treffen oder dem Kleinkrieg zwischen Mann und Frau über das Aufdrehen der Heizung. Hier ein Auszug aus der Geschichte, in der es darum geht, dass seine Liebste ein offenbar uraltes und sehr derangiertes Hemd entsorgen wollte, das er nicht mehr getragen hat, jetzt aber natürlich aus Trotz zur Arbeit anziehen muss:
Gegen zehn Uhr, kurz nachdem ich durch den Flur zum Kopierer gegangen war (um die Arme richtig bewegen zu können, musste ich die drei obersten Knöpfe des Hemdes offen lassen), begannen die Ersten von ihnen unter erbärmlichen Vorwänden mein Zimmer zu betreten, mich wortlos anzustarren und dann schnell und mit zuckenden Lippen wieder zu verschwinden. Gegen elf Uhr gingen sie dazu über, sich im Flur zusammenzurotten, im Fünf-Minuten-Takt meine Tür aufzureißen und in haltloses Gelächter auszubrechen. Gegen elf Uhr dreißig kaufte ich im Kaufhaus nebenan ein Ersatzhemd (als er sah, dass ich wirklich bezahlen konnte, entschuldigte sich der Verkäufer für seine anfängliche Reserviertheit).
"Four years? I'll do it in three!"
"Space is disease and danger wrapped in darkness and silence."
"Are you from the future?" - "Yeah - he is. I'm not." |